Titel: Wild
Autor/in: Lena Klassen
Autor/in: Lena Klassen
Verlag: Drachenmond
Seitenzahl: 380
Preis: 14,90 € (D)
Cover / Bildrechte: Drachenmond Verlag
Preis: 14,90 € (D)
Cover / Bildrechte: Drachenmond Verlag
Das Cover
hat mich sofort auf den ersten Blick fasziniert. Ich liebe die Grüntöne und es
passt wirklich sehr gut zum Inhalt. Wenn man es sieht, muss man es einfach in
die Hand nehmen und lesen, worum es geht.
Die
Kapitelanfänge sind jeweils mit einem kleinen Blätterwald dekoriert, was mir
persönlich immer sehr gut gefällt.
Peas, Pi genannt, lebt mit ihren Freunden in „Neustadt“.
Einmal wöchentlich bekommt sie eine Glücksinjektion, die sie glücklich machen
und dazu bringen soll, nichts zu hinterfragen. So treiben die Jugendlichen
täglich auf ihrer Glückswolke durch ihr Leben. Doch dann versagt die
Glücksdroge bei fünf Jugendlichen und diese sind plötzlich sehr bestürzt, als
einer ihrer Mitschüler von einem Gerüst stürzt und anschließend im Koma liegt.
Eigentlich sollte sie das Schicksal von Phil kalt lassen, doch das ist nicht
der Fall und so fällt ihnen auf, dass der Glücksstrom bei ihnen abgerissen ist.
Doch was jetzt?! Wenn
die Regierung davon erfährt, werden sie in die Wildnis hinausgeschickt und das
will Pi auf jeden Fall verhindern. Oder bedeutet ihre Flucht etwa ihre
Freiheit? Was erwartet sie in der Wildnis? Und lohnt es sich für die Liebe und
all diese neuen Gefühle ihre gewohnte, sichere Umgebung zu verlassen?
Pi gefiel
mir von Anfang an total gut. Obwohl sie eigentlich wie alle anderen auch, total
happy sein sollte, ist sie doch eher pessimistisch und missmutig. In Neustadt
werden allen Partner zugeteilt und Pi hätte gern ihren besten Freund Lucky als
Partner gehabt, doch der wurde ihrer besten Freundin Moon zugeteilt. Doch das
scheint dem Mädchen dank der Glücksdroge nichts auszumachen. Es ist einfach
normal für sie, trotzdem möglichst viel Zeit mit den beiden zu verbringen. Als
die Glücksdroge nicht mehr wirkt, ist Pi die einzige, die einen klaren Kopf
bewahrt. Sie will auf jeden Fall verhindern, dass sie in die Wildnis geschickt
werden, denn sie hat viel zu viel Angst davor, was sie da draußen erwartet.
Trotzdem will sie diese „wilden Gefühle“, die sie Lucky näher bringen, nicht
wieder hergeben müssen. Als sie schließlich ohne Lucky in der Wildnis landet,
ist sie anfangs sehr deprimiert und fühlt sich ständig fehl am Platz. Ohne
ihren Freund scheint sie einfach nirgends zuhause zu sein. Deshalb trifft sie
eine folgenschwere Entscheidung, die ich sehr mutig, aber auch sehr gewagt
finde.
Lucky fand
ich anfangs echt schrecklich. Obwohl ihm Moon als Partnerin zugeteilt wurde,
knutscht er hemmungslos mit allen möglichen anderen Mädchen herum. Pi gegenüber
ist er jedoch immer freundlich. Als die Glücksdroge nicht mehr wirkt, ist Lucky
der erste, dem das Schicksal von Phil so richtig nahe geht. Das hat mich
schließlich doch noch für ihn vereinnahmt. Er ist auch einer der Ersten, die
sich für die Wildnis entscheiden, anstatt die richtigen Gefühle wieder hergeben
zu müssen. Und endlich zeigt sich auch, was er wirklich für Pi empfindet.
Orion war
jedoch mein absoluter Lieblingscharakter. Dachte man zuerst, er sei ein
hirnloser Sportler, dessen Sinn einfach nur im Gewinnen eines Joyspiels lag,
zeigt er in der Wildnis sein wahres Ich und das ist wirklich mehr als
heldenhaft.
Das Buch ist
auch voll von tollen Nebendarstellern, da ist z.B. der Arzt Alfred, der die
Regierung dazu bringen will, umzudenken. Auch in Moon, Pis bester Freundin,
steckt mehr, als man anfangs vielleicht denkt. Oder Gabriel, der in der Wildnis
seine ganz eigene Rebellion plant und und und. Es macht Spaß, all die
Charaktere mit ihren Stärken und Schwächen kennenzulernen und zu entdecken,
welche Rolle sie in dieser Geschichte spielen.
Anfangs
hatte ich so meine Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzufinden, da man
einfach in das Geschehen hineingeworfen wird und weder etwas Genaueres über das
Leben in Neustadt, noch die Regierung oder die Glücksdroge erfährt. Man findet
sich einfach im Leben von Pi und ihren Freunden wieder. Sehr seltsam fand ich,
dass sich niemand dafür interessierte, als ein Bauarbeiter vom Dach stürzte und
starb. Auch, dass Lucky mit allen möglichen Mädchen rummacht, obwohl seine ihm
zugeteilte Partnerin neben ihm steht, konnte ich nicht nachvollziehen. Doch das
gehört wohl alles zum Glücksprogramm. Den Jugendlichen ist alles egal, sie sind
einfach nur glücklich, egal, was passiert.
Erst als die
Glücksdroge bei mehreren Jugendlichen, unter anderem Pi und Lucky nicht mehr
wirkt, gewann das Buch für mich auch an Spannung. Jetzt gilt es, diesen Umstand
geheim zu halten. Doch wie verbirgt man, dass man wahre Gefühle hat? Und wie
kann man damit leben, wieder in diese Lethargie abzudriften, wenn man doch in
den Genuss des Fühlens gekommen ist? Solche Fragen beschäftigen jetzt auch Pi,
aus dessen Sicht, die Geschichte geschrieben ist, was ich sehr gut fand, da das
Mädchen ein sehr interessanter Charakter ist.
Nach und
nach stellt man sich immer mehr Fragen, über die Regierung, die Glücksdroge und
über Neustadt und erhält auch immer mehr Informationen. Doch viele Fragen
bleiben unbeantwortet oder neue Fragen tauchen auf, so dass immer eine gewisse
Grundspannung erhalten bleibt. Ein paar überraschende Wendungen sorgen
zusätzlich für Spannung.
Besonders
gut, gefiel mir die Liebesgeschichte in diesem Buch. Was dem Klappentext nach,
wie die übliche Geschichte klingt, ist doch ganz anders. Endlich einmal eine
Lovestory, die nicht kitschig und rosarot ist, sondern wirklich tragisch und
deshalb herzzerreißend schön.
Die
Geschichte an sich fand ich sehr interessant und originell und toll ist sicher
auch, dass eigentlich noch viel mehr dahintersteckt, als man anfangs vielleicht
denkt.
Da einige
Fragen unbeantwortet bleiben und das Ende doch sehr offen ist, läuft alles
darauf hinaus, dass es eine Fortsetzung geben wird, die ich ganz sicher lesen
werde, da ich sehr gespannt bin, wie es mit Neustadt, mit Pi und all den
anderen enden wird. Ein Buch, das auf jeden Fall Lust auf mehr macht.
Anfangs war
es für mich sehr schwierig, mich in die Geschichte hineinzudenken und das
Handeln der Protagonisten nachzuvollziehen. Doch als ich mich in Neustadt
eingelebt hatte, war ich schnell neugierig und wollte unbedingt wissen, wie es
weitergeht. So flog ich förmlich durch die Seiten, um mich gemeinsam mit Pi auf
die Suche nach Antworten zu machen.
Eine
faszinierende Dystopie, die Lust auf mehr macht.
Von mir
bekommt das Buch 4 Punkte von 5.